Rhaenyra Blackfyre
In Rhaenyra liegt ein Ehrgeiz, der sich nicht frei entfalten kann. Durch die Verborgenheit ihrer Herkunft und ihres tatsächlichen Namens, ist es ihr nicht vergönnt nach Größe zu streben, für sich und ihrem Haus. Sie wünscht sich so sehr ihren Namen, ihren wahren Namen, mit Stolz zu tragen und unter dem Banner ihres Hauses zu leben. Den schwarzen dreiköpfigen Drachen auf rotem Grund. Zudem ist sie als Hauserbin aufgewachsen und überzeugt von ihrem Anrecht darauf, nach ihrem Vater, das Oberhaupt der Blackfyres zu sein. All das zeigt sich gut in ihrer Sturheit, die zu Streitigkeiten führen kann. Doch ihr aufbrausendes Wesen hält sich in Grenzen, auch wenn es Rhaenyra meist Anstrengung kostet, sich zurückzuhalten. So richtig entspannen, kann sie meist erst wieder in Lys. Die Stadt ist so angenehm geschäftig, die Sklaven der Familie eine erhebliche Erleichterung im Alltag und die, des hauseigenen Bordells, sind in manch sonst einsamen Nächte höchst befriedigend. Vor allem die Damen. Die Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft durch einen der Bettsklaven lässt sie hierbei zurückhaltender agieren. Vollkommen sicher fühlt sich Rhaenyra nur in der Freien Stadt der Liebe. Doch auch hier, wo sie aufgewachsen ist, schwirren ihr die Geister ihrer Herkunft durch den Kopf. Der vermeintliche Anspruch ihres Vaters auf den Thron, und somit auch der ihre, – von dessen Existenz zumindest ihre Vorfahren überzeugt waren – ist wie ein naiver, kindlicher Gedanke, den sie schon lange abschütteln wollte, ihr es aber nie gelang. Die Bedeutung des Anspruchs ist, sofern denn überhaupt vorhanden, als schlicht unrealistisch zu bezeichnen. Das weiß sie. Doch die Gedanken daran, verschwinden nicht. Und dann noch die Zweifel an ihren Gott. R’hollor existiert. Daran gab es für Rhaenyra ebenso keinen Zweifel, hat sie doch seine Macht gesehen. Doch Wissen ist nicht Glauben. Und im Namen dieses Glaubens, werden ebenso unsagbare Verbrechen begangen, wie auch für all die anderen Götter. Verbrecher – Mörder und Vergewaltiger – auf den Scheiterhaufen werfen, damit hat die Dame aus Lys kein Problem. Aber Unschuldige, Kleinganoven oder gar Kinder? Es gibt wohl in jeder Religion blinde Fanatiker. Und warum spricht ihr Gott nicht mit ihr? Blickt sie doch manch Nacht gefühlt Stunden ins Feuer. All dies wirft ihr Zweifel in den Kopf, der sie sich fragen lässt, wo ihr Weg denn hinführen soll. Auf den endlosen Wegen mit den Sklavenjägern durch Essos, gibt es zu viel Zeit für zu viele Gedanken. In Lys gibt es immerhin genug Ablenkungen. Ihre Tanten sind meist erfreut, wenn Rhaenyra vom Festland zurückkehrt. Ihren Dienst an der Familie, der ihr wichtig ist, solle sie mehr in Lys nachgehen.
Trotz der Sklavenhaltung ist Rhaenyra kein Unmensch. Auch wenn sie darin eine Art natürliche Ordnung sieht. Sie bekommen ein Zuhause und Nahrung, sind versorgt. Die einfachen Bauern, wie in Westeros, werden dagegen – so hat sie gehört – zu oft von den Obrigkeiten im Stich gelassen oder gar schikaniert. Grundlose Brutalität gegen Sklaven lehnt sie ab. Ihre Familie ist nicht nur bezüglich Sklaverei traditionalistisch eingestellt, praktiziert ihr Onkel doch die Vielehe. Geschwisterehen sind nicht ausgeschlossen. Was spricht schon dagegen?
Gegenüber Fremden ist Rhaenyra stets selbstbewusst, aber nicht großspurig. Sie ist sich ihrer Fähigkeiten bewusst. Auch ihres Standes, den offiziellen wie inoffiziellen. Zu den Sklavenjägern ist sie ebenso freundlich wie zu ihren Sklaven. Stets versucht sie damit aufzuzeigen, dass ein gemeinsames Wohlergehen zur Zufriedenheit führt.